Eine Dysarthrie oder Dysarthrophonie ist eine neurologische Sprechstörung, bei welcher eine Schädigung der Hirnnerven vorliegt. Die Sprechweise, aber nicht der Sprachinhalt, ist durch die Störung der Muskelkoordination beeinträchtigt. Die am Sprechen beteiligten Bereiche der Atmung, Formung der Sprachlaute (Artikulation), Stimme und Betonung (Prosodie) können bei einer Dysarthrie oder Dysarthrophonie auf unterschiedliche Art und unterschiedlich stark betroffen sein, sodass mehrere Störungstypen klassifiziert werden.
Typische Symptome der Dysarthrie sind eine verwaschene oder stark abgehackte Aussprache, leises bzw. schnell leiser werdendes Sprechen sowie eine monotone Sprechweise oder unpassende Betonung (Störung der Prosodie). Häufig kommt es auch zu veränderten Stimmklang, wie beispielsweise einer rauen, behauchten, heiseren und oder gepressten Stimme. Auch die Atmung kann unter anderem in Form einer verkürzten oder verlängerten Ein- und Ausatmung betroffen sein. Damit verbunden kann es zu unpassenden Atempausen oder gepresstem Sprechen kommen. Eine Dysarthrophonie oder Dysarthrie kann sowohl isoliert, als auch in Verbindung mit einer Sprachstörung (Aphasie) oder auch einer Sprechapraxie auftreten.
Logopädie bei Morbus Parkinson
Die typischen Symptome der Parkinson-Erkrankung sind eine erhöhte Muskelspannung mit zahnradähnlichen Bewegungen (Rigor), ein in Ruhe auftretendes Zittern (Tremor) und eine allgemeine "Unterbeweglichkeit" (Akinese). Oft früh betroffen sind dabei auch das Sprechen und der Schluckvorgang. Patienten mit Parkinson sprechen zunehmend leiser und undeutlicher. Die Koordination von Sprechen und Atmen fällt schwerer, wodurch die Verständlichkeit weiter abnimmt. Angehörige berichten, dass sie die Betroffenen nur noch schlecht verstehen. Beim Essen und Trinken kommt es häufig zum Verschlucken mit teilweise starken Hustenanfällen, weil die Nahrung nicht vollständig geschluckt werden konnte und / oder in die Luftröhre eingetreten ist. Auch das Abschlucken von Speichel ist durch die abnehmende Muskelkraft und -koordination erschwert. Dabei kann es vorkommen, dass der Speichel über die Lippen aus dem Mund heraus läuft, da die Patienten nicht häufig genug schlucken können. Bei Fortschreiten der Erkrankung kann es auch zu kognitiven Veränderungen kommen. Parkinson- Erkrankte berichten von einer allgemeinen Verlangsamung, das Denken, Verstehen und Reagieren, z.B. in Gesprächen, fällt schwerer (sogenannte Parkinson-Demenz)..
Wir bei Logopädie PLUS können in den verschiedenen Bereichen helfen. Wir erarbeiten für Sie passende Schlucktechniken und probieren gemeinsam mit den Angehörigen diverse Hilfsmittel für einen leichteren Schluckvorgang aus. Durch Übungen können wir Beweglichkeit und Kraft der am Schlucken beteiligten Muskeln aufrecht erhalten. Unsere erfahrenen Fachtherapeutinnen setzen unterschiedliche und auf Sie abgestimmte Therapieansätze ein. So kann eine Erhöhung der Sprechlautstärke und damit eine bessere Verständlichkeit durch Trainings wie LSVT® erreicht werden. Konzentraion und Merkfähigkeit fördern wir bei Logopädie PLUS durch Kognitives Training.
Enorm wichtig ist der frühzeitige Beginn der Logopädie. Selbst, wenn Sie erst kleine Veränderungen beim Sprechen, Schlucken oder den kognitiven Leistungen bemerken, kann eine Therapie bereits helfen. Das frühzeitige Erlernen der Sprech- und Schlucktechniken sowie die Förderung der Eigenwahrnehmung können helfen, im späteren Verlauf besser auf die stärker werdenden Symptome reagieren zu können.
Logopädie bei Multiple Sklerose (MS)
Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Sie betrifft also sowohl das Gehirn als auch das Rückenmark. Dabei kommt es zu Entzündungen, die verschiedenste Symptome entstehen lassen. Es können sowohl die Atmung, das Sprechen, die Mimik als auch das Schlucken oder eine Kombination der genannten Bereiche betroffen sein. Eine allgemeine Erschöpfung, die sogenannte "Fatigue", kann den Alltag mit all seinen kleinen und großen Aufgaben erschweren. Die auftretenden Probleme sind dabei sehr individuell, weshalb MS auch als "Krankheit mit 1000 Gesichtern" genannt wird.
Bei Logopädie PLUS finden wir durch eine detaillierte Anamnese und eine umfangreiche Diagnostik heraus, welche Schwierigkeiten bei Ihnen im Zusammenhang mit der Erkrankung auftreten. Gemeinsam entwickeln wir einen individuellen Therapieplan, der an Ihre Ziele und Symptome angepasst ist. Wir zeigen Ihnen Sprech- und Schlucktechniken, die Ihnen dabei helfen können, den Alltag wieder besser zu bewältigen. Übungen zum Erhalt der Fähigkeiten werden gemeinsam in der Therapie erarbeitet, wobei Sie Tipps und Informationen für die Durchführung zu Hause erhalten. Dabei stehen wir in ständigem Austausch mit Ihnen, um eine Überlastung zu vermeiden.
Wie bei vielen fortschreitenden Erkrankungen ist auch bei MS ein frühzeitiger Beginn der Therapie wichtig. Selbst wenn Sie erst kleine Veränderungen beim Sprechen, Schlucken oder Atmen feststellen, kann eine logopädische Therapie bereits sinnvoll sein. So lernen Sie früh, Übungen und Techniken in Ihren Alltag einzubauen und sind bei eventuellen Verschlechterungen besser gewappnet.
Bei fortschreitenden bzw. schubförmig auftretenden Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose bieten sich auch Intervalltherapien an, in denen die Übungen und Therapieinhalte immer wieder an den aktuellen Stand angepasst werden.
Logopädie bei Chorea Huntington
Wie unterstützen wir bei Logopädie PLUS bei Chorea Huntington (Huntington-Krankheit)?
Chorea Huntington ist eine Erbkrankheit, die durch eine Genmutation verursacht wird. Da es bislang keine Heilung für die Erbkrankheit gibt, unterstützt die logopädische Therapie Patienten, welche von der Huntington-Krankheit betroffen sind, deren Symptome zu lindern und das Leben der Patienten mit der Krankheit besser abstimmen zu können.
Aus logopädischer Sicht sind bei Corea Huntington meist das Sprechen und die Merkfähigkeit betroffen. Dies äußert sich durch eine undeutliche Artikulation, durch Lallen, ein schlechteres Sprachverständnis und eine schlechte Konzentration. Außerdem kommt es häufig zu Schluckstörungen.
Sprachlich gesehen ist es unser Ziel bei Logopädie PLUS, die Patienten so zu unterstützen, dass sie möglichst lange in der Lage sind, verständlich zu sprechen und Sprache zu verstehen. Auch der Erhalt der ungestörten, natürlichen Nahrungsaufnahme (Essen und Trinken) ist ein sehr wichtiges Ziel von uns. Zudem wird in der Therapie bei Bedarf an der Atmung und an der Sprechgeschwindigkeit gearbeitet. Ein ganz wichtiges PLUS bei uns: Zielsetzungen erfolgen selbstverständlich immer gemeinsam mit dem Patienten und werden von Stunde zu Stunde individuell angepasst.
Logopädisch behandelt werden können wir bei der Huntington – Krankheit demnach Sprech-, Schluck- und Sprachstörungen. Auch wenn diese zunächst nur schwach ausgeprägt sind, sollte die Therapie aus wissenschaftlicher Sicht und der damit verbundenen aktuellen Studienlage möglichst früh beginnen. So können wir unsere Patienten und Patientinnen dabei unterstützen, Einschränkungen möglichst geringgehalten und eine gute Lebensqualität längerfristig zu ermöglichen.
Wann können wir logopädisch unterstützen?
- Wenn Sie oder Ihr Angehöriger durch einen Schlaganfall, Tumor, neurologische Erkrankung oder eine Operation Schwierigkeiten mit der Aussprache hat
- Wenn Worte nur sehr langsam und mit viel Mühe produziert werden können
- Wenn Worte nur mit viel Anstrengung ausgesprochen werden können
- Wenn die Stimme häufig nicht ausreichend stark und laut ist, um gehört und verstanden zu werden
- Wenn Sie von einer neurologischen Erkrankung wissen (z.B. Multiple Sklerose, ALS, Parkinson) und präventiv Übungen und Maßnahmen zur Verbesserung des Sprechens kennenlernen möchten
- Wenn das sprachliche Miteinander aufgrund der Kommunikationsprobleme im Alltag schwierig ist
- Wenn Sie Fragen und Beratung zum Umgang mit einer Sprachstörung z.B. nach Schlaganfall benötigen
- Wenn Sie Unterstützungs- und Heimtrainingsmöglichkeiten für sich und/oder Ihren Angehörigen kennenlernen möchten